Jubiläum – Ein Jahr Niederlande – Interessantes und Kurioses aus unserem Nachbarland

Unfassbar, wir haben ein Jubiläum zu feiern: ein Jahr Niederlande! Ein Jahr lebt und arbeitet der Alltagsheld nun schon in den Niederlanden. (Hier gibt’s die Erklärung warum das so ist.) In diesem Jahr ist er mittlerweile schon zum dritten Mal umgezogen, nutzt stilecht entweder das Rad oder ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel und findet einige lokale Gegebenheiten, die für mich noch etwas befremdlich sind, sehr sehr entspannt :-) – aber dazu gleich mehr.

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Ich würde sagen wir hatten ein aufregendes und spannendes Jahr, das vielleicht nicht immer so gelaufen ist, wie wir es uns vorgestellt haben aber zumindest wurde es uns nie langweilig :-)Auch wenn mein Lebensmittelpunkt noch in München liegt, so habe ich doch auch im letzten Jahr viele Wochen hier in den Niederlanden verbracht und da ist mir doch das ein oder andere Interessante oder Kuriose aufgefallen – und das obwohl es unser Nachbarland ist ;-). Aber glaubt mir, hier läuft schon einiges anders – einen ersten Einblick gab’s hier. Spannend fand’ ich auch, wie anders man sich in einem Land bewegt/ Dinge aufnimmt, wenn man weiß dass man dort einen Alltag haben wird. Und ja, es ist ein Riesenunterschied ob man Urlaub macht oder auswandert. Obwohl wir uns wirklich gut und viel über die Gegebenheiten hier informiert haben, passiert es uns immer noch, dass uns die Gesichtszüge entgleiten und man große dicke Fragezeichen über unseren Köpfen aufsteigen sehen kann: “Was geht’n?!

jubilaeum-ein-jahr-niederlande-interessantes-und-kurioses-aus-unserem-nachbarland_viiiIch mag’ euch ja nicht zu sehr auf die Folter spannen und leg’ einfach mal los mit der heutigen Rubrik: “Interessantes und Kurioses” – “stijlleben” goes Netherlands:

  • Blumen: Ein Traum, es gibt sie alle und noch viel mehr! Oft stolpere ich über Blumen und Pflanzen, bei denen ich nicht mal weiß, wie sie heißen geschweige denn, dass ich sie schonmal gesehen habe. Sie sind meistens super frisch und halten ewig. Oh, da fällt mir ein, morgen ist wieder Markt :-).
  • Fortbewegung: Hier in Holland haben wir ja kein Auto, d.h. unsere Fortbewegungsmittel beschränken sich auf das Fahrrad, die Füße und öffentliche Verkehrsmittel. An dieser Stelle gibt’s auch gleich mal ein dickes Lob an den öffentlichen Nahverkehr – tadaaaa – man kann hier nämlich im ganzen Land (also gesamt Niederlande) mit einer ÖPNV Karte alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen (Bus, Bahn, Tram, usw.), nix mit von Stadt zu Stadt unterschiedlichen Systemen oder Gegebenheiten :-). Am Meisten nutzen wir aktuell das Fahrrad und die Füße (ja, ein ganz klassisches in weiß mit Korb vorne). Ein bisschen fühlt man sich dann auch heimischer, wenn man sich einfach so fortbewegt, wie wahrscheinlich 80% der Bevölkerung :-). Außerdem ist es nach 17 Jahren in der Großstadt auch mal wieder ganz angenehm, sich auf’s Radl zu schwingen und in fünf Minuten in der Innenstadt zu sein, alles notwendige erledigen zu können und gut is. Kein warten auf die überfüllte U-Bahn oder im Stau am Mittleren Ring stehen. Allerdings ist der Fahrradverkehr hier schon um einiges anders als in Deutschland. Die Fahrradwege sind megavoll, teilweise mehrspurig mit Ampeln und Abbiege Spuren – so ein kleines eigenes Verkehrssystem im Verkehrssystem. Daher passiert es quasi ständig, dass einem auf einer ca. vier Meter breiten Straße mehrere nebeneinander fahrende Radler entgegen kommen – blöd, wenn man ausweichen muß, rechts von einem aber eine Gracht ist (und nicht alle haben ein Geländer) – Ahhhhh! Hilfe! Was ich aber sehr angenehm finde ist, dass es hier kein Wettrüsten unter den Fahrrad-(Sicherheits-Fanatikern) gibt: Fahradhelme, Regenbekleidung und das Hipster-Fahrrad muß man eher mit der Lupe suchen. Im Gegenteil, derjenige der bunte Outdoorkleidung oder einen Fahrradhelm trägt ist entweder Tourist oder Expat ;-). Jup, das gilt auch für Kinder. Pragmatismus eben.
  • Gesundheitssystem: Einfach zum Orthopäden, weil’s im Rücken zwickt? Mit dem komischen Ausschlag auf dem Arm schnell zum Dermatologen? Ein bisschen Fieber, Husten und Schnupfen, ab zum Allgemeinarzt? Ätsch! Ist hier nicht. Niedergelassene Fachärzte gibt’s hier so gut wie gar nicht, sie sind immer Kliniken angeschlossen und die freie Arztwahl ist hier auch eingeschränkt. Alles läuft im Prinzip über die Hausärzte, sie decken auch ein größeres Spektrum ab, als Allgemeinärzte in Deutschland. Er entscheidet auch, wann ein Facharzt eingeschaltet wird (es kann, trotz Beschwerden, durchaus mal sechs Wochen dauern, bevor man einen Facharzt zu Gesicht bekommt). Ebenfalls haben die – entsprechend ausgebildeten – Sprechstundenhilfen einer Hausarztpraxis mehr Kompetenzen, sie sind von den Ärzten angehalten quasi “vorzusortieren” und bei z.B. grippalen Infekten, Grippe, Erkältungen, Magen-Darm Geschichten oder Ähnlichem erhält man am Telefon schonmal die Aussage: “Nehmen sie einfach ein paar Paracetamol.” Vorsorgeuntersuchungen gibt es, aber erst deutlich später als wir es gewohnt sind. Auch wenn ich wahrlich kein “Arztrenner” bin, würde ich trotzdem gerne im Falle des Falles die Möglichkeit haben mir einfach selbst einen Termin beim Facharzt zu besorgen. Wir werden wohl auch auf “Heimatbesuch” mal den ein oder anderen Arzttermin einschieben.
  • Ladenöffnungszeiten: Supermärkte, große Ketten und Ikea (;-)) haben teilweise bis 22 Uhr Montags bis Samstags offen, am Sonntag haben sie ebenfalls geöffnet, schließen aber “schon” um 20:00 Uhr. Die meisten anderen Läden haben ebenfalls Montag bis Sonntag geöffnet, viele davon öffnen Montags dann allerdings erst gegen Mittag. Wenige von den ganz kleinen haben auch am Montag geschlossen. Ein kleines Manko gibt es allerdings, die Öffnungszeiten werden teils nicht ganz so streng gesehen, d.h. es kommt durchaus vor, dass man sich auf dem Weg zu einem Laden macht und dann ein Schild im Schaufenster hängt: “Gesloten vanaf 14:00 vandaag.” Besonders ätzend wird es, wenn das an zwei Tagen hintereinander passiert ;-).
  • Menschen: Gleich vorweg, ich bin da ein bisschen empfindlich und ein Höflichkeitsfanatiker – deswegen ist es für mich auch manchmal etwas schwer im Umgang mit den Niederländern. Sie sind sehr direkt, immer geradeheraus, mögen es unkompliziert und entspannt. Daher wirken sie auf mich oft sehr ruppig und unhöflich. Anrempeln? Kein Problem. Entschuldigen? Wieso, ist doch nichts passiert?   Wieso Hilfe anbieten? Der kommt schon alleine klar. Warum jemanden höflich darauf hinweisen, dass man den Laden schließen möchte, wenn man ihm auch: “Wir schließen gerade!” entgegen rufen kann. Der Alltagsheld findet das alles total entspannt und unkompliziert, ich hab’ da manchmal echt Schwierigkeiten mit. Aber andere Länder andere Sitten und so langsam gewöhne ich mich auch daran, genau solche Sachen machen das auswandern ja auch so spannend.
  • Multi-Kulti: Ich liebe es in Leiden und nicht nur dort, auch in allen anderen Städten in denen ich bisher war, durch die Straßen zu gehen, fremde Sprachen zu hören, Menschen unterschiedlichster Herkunft zu sehen und so ein bisschen Internationalität zu schnuppern. Das ist hier normal, nichts besonderes, das finde ich wunderbar.
  • Müllentsorgung: Ist die Tonne voll, ruft man einfach bei der Müllabfuhr an und sie wird geleert – ohne Mehrkosten. Dies führt allerdings dazu, dass ich schon das ein oder andere Kuriose in der Mülltonne gefunden habe, darunter waren: ein Schreibtisch, ein Kühlschrank und vorgestern eine Couch.
  • Obst/ Gemüse: Hält sich wie die Blumen super lange, ist super frisch und teilweise wesentlich günstiger.
  • Technisches: Steckdosen sind nicht geerdet, es gibt fast ausschließlich Gasherde und jede Wohnung (in Miethäusern!) hat ihre eigene Heizung. Keller gibt es ganz selten, aber das dürfte jetzt nicht verwundern, bei einem Land, welches zu einem guten Teil unter dem Meeresspiegel liegt. Ein Elektroauto zu laden ist kein Problem, es gibt alle paar Meter Parkplätze mit Anschlüssen dafür und kleinere Beträge mit EC-Karte zu zahlen ist völlig normal.
  • Wetter: Das Wetter ist definitiv besser als sein Ruf – zumindest hier bei uns in Leiden, liegt aber vielleicht auch daran, dass wir nur Luftlinie 10 km zum Meer haben. Selten regnet es ganze Tage durch, häufig kommt es allerdings vor, dass es mehrere kurze Schauer am Tag gibt – danach ist es aber gleich wieder besser und so einen ekelhaften Nieselregen Tag hab’ ich hier bisher noch nicht mitgemacht (klopf auf Holz) :-). Aber vielleicht hatte ich bisher auch einfach nur Glück – ich halte euch auf dem Laufenden.

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4 Comments

  1. Katrin 9. November 2016

    Sehr spannend:-). Wie lange bleibst du noch in Leiden? Und wisst ihr schon, wo ihr heuer Weihnachten verbringen werdet?
    Viele Grüße
    Katrin

    Antworten
    • stijlleben 9. November 2016

      Noch die Woche, dann erstmal MUC und mal sehen und wahrscheinlich im Dezember nochmal NL. Aber Weihnachten werden wir in Deutschland sein.

      Antworten
  2. Sandra 9. November 2016

    Die Fröhlichkeit und Leichtigkeit dieser Alltagstipps für Leiden und “Leidende” ist absolut ansteckend. Der Alltagsheld kann sich gar nicht genug freuen, seine persönliche Innenraumgestalterin und Seelenfreundin nun bei sich zu haben.
    Bayern grüßt und sendet: es schneibt!!

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    • stijlleben 9. November 2016

      Och, Du bist so süß! Danke für Deine lieben Worte :-). Ahhhh, Schnee! 30 Minuten nachdem ich den Blogpost geschrieben hatte, hat es hier zu schütten angefangen ;-). Ich werde wohl ordentliche Alltagstaugliche Regenbekleidung kaufen müssen…

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